Kampfsportarten mit Waffen

Kyudo – Die Kunst des japanischen Bogenschießens

, aktualisiert am

Die ausgeübte Kunst des japanischen Bogenschießens beeindruckt durch den präzisen Bewegungsablauf, die Zeremonie und die traditionelle Kyudo Kleidung.

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Eckdaten & Überblick

Name:
Kyudo
Namensbedeutung:
jap. 弓道 „Weg des Bogens“
Entstehungsdatum:
16. Jahrhundert
Ursprungsland:
Japan
Waffenlose Kampftechniken:
Keine
Waffenkampf:
Eingesetzte Waffen:

Pfeil und Bogen

Kyudo entstand durch die Kriegskünste des japanischen Adels. Früher war die Kunst des Bogenschießens unter dem Namen Kyujutsu (japanisch für “Bogen-Kunst”) bekannt. Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung wurde daraus ein “-do” (vgl. Budo, Bushido, Judo, Kendo, Aikido usw.). Zwischen dem 4. und 9. Jahrhundert hatten Japan und China einen großen Einfluss auf das japanische Bogenschießen.

Der konfuzianische Glaube besagte, dass Bogenschießen den wahren Charakter eines Menschen offenbare. Darüber hinaus wurde das Bogenschießen vom Shintoismus und dem Zen-Buddhismus geprägt. Zusammen mit den praktischen Anforderungen des kriegerischen Bogenschießens entstand daraus die Kampfkunst. Während des 16. Jahrhunderts wurde der Bogen als Kriegswaffe allmählich verdrängt.

Die Feuerwaffen gewannen zunehmend an Bedeutung. Als Jagdinstrument und im Schießsport wurde das Bogenschießen nach wie vor eingesetzt. Bis zur heutigen Zeit wird das japanische Bogenschießen als Mittel zur persönlichen Weiterentwicklung genutzt.

Kyudo Besonderheiten

Der Yumi (Bogen):

Der Bogen weißt eine asymmetrische Form auf. Der obere Teil des Bogens ist deutlich länger als der untere. Früher nahm man an, dass es für Reiter ausgelegt war. Die Bauart des Bogens bestand allerdings schon bevor die Pferde in Japan eingeführt wurden. Heutzutage hat man eine andere Vermutung. Die asymmetrische Form entsteht durch Anfertigung des ungleichmäßigen Holzes (Bambus). Der untere dicke Stamm, wird nach oben gehend immer dünner. Um das Gleichgewicht des Bogen zu erhalten, wird der Griff nicht mittig gesetzt. Dies hat auch die weiteren Vorteile:

  • Der untere Teil des Bogens bewirkt eine höhere Pfeilgeschwindigkeit.
  • Der obere Teil ermöglicht einen größeren Auszug.

Kyudo Zeremonie:

Neben dem Schießen werden eine Reihe von zeremonieller Bewegungsformen in traditioneller Kleidung geübt. Getragen wird hierbei ein Hakama und Keigo-Gi, bei fortgeschrittenen Schützen wird auch im Kimono geübt. Einen wichtigen Teil des Trainings nimmt auch das Üben der Techniken und der Bewegungsabläufe ein. Hierbei wird nur aus 2–3 m Entfernung auf ein Bündel aus Reisstroh geschossen.

Kyudo Schusstechnik:

Der Pfeil wird bei einer Bogenstärke zwischen 7–26 kg (selten auch mehr) horizontal geschossen. Die Zielscheibe (Mato) hat einen Durchmesser von 36 cm und ist 28 m entfernt. Hierbei liegt die Zielmitte nur ungef. 30cm über dem Boden. Bei den mittelalterlichen Gefechten knieten die Bogenschützen, um den unteren, weniger geschützten Bereich des Gegners zu treffen. Die Art des Schießens ist von Schule und Stilrichtung unterschiedlich.

Kyudo Philosophie

Das Buch mit dem Titel “Zen in der Kunst des Bogenschießens” (1948), hatte viel Einfluss auf darauf, dass Kyudo als Zen-Kunst betrachtet und sogar mit einer religiösen Tätigkeit gleichgesetzt wird. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert bekam Kyudo bereits eine philosophie Tendenz. Hierbei gab es zwei hauptsächliche Auffassungen zwischen den Schulen:

  1. Der Treffer ist das höchste Ziel.
  2. Die richtige geistige Einstellung beim Schießen reicht aus.

Die Qualität des Treffens

Hideharu Onuma, 9. Dan/Hanshi, († 1990), hat drei Qualitäten des Treffens unterschieden:

  1. Toteki: Pfeil trifft das Ziel
  2. Kanteki: Pfeil durchbohrt das Ziel
  3. Zaiteki: Pfeil existiert im Ziel.

Das Höchste Gut – die inneren Werte

Der japanische Dachverband (ANKF) benennt als höchstes Gut des Kyūdō folgende Werte:

  • ShinWahrheit: Technisch korrektes Schießen mit der richtigen inneren Einstellung
  • ZenGüte: Positive Eigenschaften wie Höflichkeit, Mitgefühl, Sittlichkeit und Friedfertigkeit sind damit gemeint. Ein Angemessenes Verhalten in allen Lebenslage steht hierbei im Vordergrund.
  • BiSchönheit: Beschreibt die Ästhetik der Erscheinungsform hinsichtlich des Bogens, der traditionellen Kyudo Bekleidung und der entsprechenden Umgebung.

Verschiedene Stile des Kyudo in Deutschland

Heutzutage gehören zu den größeren Schulen de Heki-ryu, Ogasawara-ryu und die Honda-ryu. In Deutschland ist der Heki-ryu Stil hauptsächlich vertreten. Dies geht auf den großen Einfluss von Genshiro Inagaki zurück, welcher erstmals 1969 Deutschland einen Besuch abstattete. Er war bis zu seinem Tode 1995 Bundestrainer des deutschen Kyudo-Verbandes.

Kyudo Wettkampfsport in Deutschland

Es gibt auch einige Turniere und Meisterschaften im deutschen Raum. Der Landesverband und der nationale Verband organisieren die jeweiligen offiziellen Turniere. Hierbei werden die Schützen in die jeweiligen Graduierungen eingeteilt und treten in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an.

Bildnachweise (von oben nach unten):

Screenshot von YouTube


Kommentare

Eine Antwort zu „Kyudo – Die Kunst des japanischen Bogenschießens“

  1. Avatar von J.-Peter Kollotzek
    J.-Peter Kollotzek

    Info für interessierte Anfänger

    Dem Nichtjapaner ist Kyudo, das japanische Bogenschießen mit einem überlangen, asymmetrischen Bogen und Pfeilen von über einem Meter Länge, zunächst aufgrund des Erscheinungsbildes recht fremd.
    Gerne wird diese Art des Bogenschießens dann schnell auf eine „etwas andere” Art des sportlichen Bogenschießens reduziert, weil man als Nichtjapaner bisher weder vom Shintoismus noch von Zen-Buddhismus berührt worden ist.
    Doch das sind wesentliche Elemente des Kyudo in Japan!
    Daher muss man feststellen, dass fast alle Nichtjapaner das Wesen des Kyudo zunächst völlig falsch verstehen!

    Kyudo hat seinen Ursprung im kriegerischen Bogenschießen (Kyujutsu –> Technik des Bogenschießens), bei dem ein Fehlschuss den sicheren Tod bedeutet hat.
    Kyudo hat seinen Ursprung auch im Shintoismus, bei dem der Bogen als (stark vereinfacht) verbindendes Glied zwischen Erde, Mensch und Himmel verstanden werden kann.
    Und Kyudo hat auch einen Bezug zum Zen-Buddhismus, bei dem das jeweils aktuelle Tun in der korrekten Weise im rechten Augenblick unter voller Konzentration des Übenden stattzufinden hat. Einige verstehen daher Kyudo als Zen im Bewegung.
    Alte, traditionelle Bewegungen bei Hofe sind verantwortlich für die langsame Form beim Gehen, Stehen, Abknien…

    Heute gibt es Kyudo als Pflichtfach an den Universitäten, als Wettkampf auf sportlicher Basis, als Freizeitbeschäftigung von Seniorinnen und Senioren… und als streng reglementierte Form im Rahmen der japanischen Dachgesellschaft ANKF und der weltweiten IKYF.
    Daneben toben sich viele Anbieter eher auf dem kommerziellen Angebot von Kyudo als Angebot für esoterisch angehauchte Gruppen oder auch Manager aus – und verdienen dabei ganz erheblich!

    Der Anfänger sollte sich überlegen, was er will!
    Es ist absolut nichts dagegen zu sagen, wenn ein Bogenschütze, der bereits andere Bögen schießt, auch einmal mit dem japanischen Langbogen schießen möchte, weil er eine Erweiterung seines Bewegungsangebots erwartet. Doch das ist noch kein Kyudo! Das ist „nur“ Schießen mit einer besonderen Art des Langbogens.

    Gerade aus dieser Perspektive ist es unbedingt notwendig, sich einen Fachmann beim Erlernen der auch technisch völlig anderen Schießtechnik mit dem japanischen Langbogen zu suchen.
    Ein DIY-Anfänger macht es sich schwer und wird meist scheitern!
    Schon in der Auswahl des Bogens greift der Anfänger viel zu oft zu Bögen, die noch zu schwer zu spannen sind. Selbst erfahrene Schützen mit 40lbs.-Recurvebogen (18 kg) sollten zunächst mit einem nicht stärkeren Yumi mit 12 kg beginnen, weil die vorhandene Muskelmasse nicht dem beim Kyudo erforderten Muskelbereich entspricht und der Kyudoneuling auf die vorhandenen, aber „falschen“ Muskeln zurückgreift. Das geht nicht lange gut.

    Bogen und Pfeil müssen zum Schützen und seiner aktuellen Schießtechnik passen.
    Das kann nur ein Lehrer beurteilen. Anfängerfehler sind später nur schlecht auszugleichen.

    Daher:
    1) Suche dir einen Kyudo-Lehrer! Wenn du keinen finden kannst, warte ab.
    2) Absolviere eine mindestens dreimonatige Einführung.
    3) Kein eigenständiger Materialkauf, ohne den Lehrer vorher dazu zu befragen.

    Der Deutsche Kyudobund (kyudo.de) listet die Vereine in Deutschland auf.

    J.-P. Kollotzek (kyudodetmold.de.tl)
    3. DAN Kyudo ANKF, 2. DAN Judo DJB und B-Trainerlizenz

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