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Als Pazifist Kampfsport und Selbstverteidigung betreiben – Passt das zusammen?

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Du würdest nie eine Waffe berühren und lehnst alles ab, was mit Gewalt gegen Mitmenschen zu tun hat? Deine Einstellung prädestiniert dich dafür, eine Kampfsportart zu erlernen und dich im Bedarfsfall selbst verteidigen zu können. Im folgenden Beitrag erfährst du, warum du als Pazifist einen Kampfsport lernen solltest.

Deine Friedfertigkeit und deine pazifistische Überzeugung sind eine ideale Grundlage dafür, die Selbstverteidigung zu lernen und deine innere Mitte zu finden. Der Pazifist hat auch im Kampfsport einen Platz. In gewissen Kampfsportarten lernst du nur Techniken, welche du zur Verteidigung anwenden kannst. Dieses Training lässt sich dann auch einwandfrei auf die Selbstverteidigung übertragen.

Pazifist und Kampfsport – Ein Widerspruch?

In der Gesellschaft wird der Pazifist häufig als naiver, sich nicht zu helfen wissender Schwächling hingestellt. Du bist das Lamm, du kannst dich nicht verteidigen und deine Ansicht von der Welt ist verkehrt. Das sind sicherlich noch die harmloseren Sprüche, die du im Laufe deines gewaltfreien Lebens gehört hast. Du siehst es anders und – du siehst es richtig. Pazifismus heißt nicht, dass du die rechte und die linke Wange hinhalten und dass du dich selbst aufgeben musst.

Sicherlich eignen sich einige Kampfkünste besser, als beispielsweise ein hartes Boxtraining oder Streetfight. Welche Kampfsportarten am besten zu einem Pazifisten passen, erfährst du im Verlauf des Artikels. Die Kampfkunst und der Wunsch nach Frieden und einem gewaltfreien Leben widersprechen sich nicht. Schließlich willst und musst du in der Lage sein, dich und deine Liebsten im Ernstfall zu verteidigen. Was viele Menschen nicht wissen und was dir einen eindeutigen Vorsprung verschafft ist die Kenntnis darüber, dass die Kampfkunst nie dem Krieg, sondern immer dem Erhalt des Friedens gedient hat.

Friedfertigkeit und Selbstverteidigung schließen sich nicht aus

Die meisten Konflikte kannst du mit Worten und mit deinem deeskalierenden Wesen lösen. Doch jeder Mensch kann in Situationen kommen, in denen er ohne die Verteidigung seiner körperlichen Unversehrtheit schlimmstenfalls im Krankenhaus landet. Das Leben auf den Straßen ist rauer, es ist härter geworden. Heute duelliert man sich kaum noch mit Worten. Vielmehr musst du davon ausgehen, dass ein Angreifer oder eine Gruppe von Angreifern bewaffnet ist.

Mit beruhigender Stimme oder mit Flucht wirst du in diesem Fall keinen Erfolg erzielen. Wenn du hingegen eine Kampfkunst beherrscht, könntest du die Lage zu deinen Gunsten regeln und auch als Pazifist den Kampfsport nutzen, um unbeschadet aus einer heiklen Situation zu entkommen. Niemand wird dir deine Friedfertigkeit absprechen, wenn du die Selbstverteidigung zum Selbstschutz erlernst und dir in brenzligen Situationen zu helfen weißt.

Der Grundgedanke des Pazifismus

Die richtige Definition und damit der Kern des Pazifismus ist die Ablehnung des Krieges und der Gewaltverherrlichung. Das friedliche Miteinander liegt dem Pazifisten ebenso am Herzen, wie die Abschaffung militärischer Rüstungen und Waffen. Ein bewaffneter Kampf oder eine Schlägerei sind für dich keine Mittel zur Konfliktlösung? Dann erfüllst du die Kriterien eines Pazifisten und lebst den Grundgedanken, eine friedliche und für jeden lebenswerte Welt zu schaffen. Doch auch wenn du Gewalt aus dem Weg gehst, heißt das nicht, dass du nicht in außergewöhnliche Situationen gerätst und handeln musst. Du bist friedliebend, aber du bist kein Opfer. Betrachtet dich jemand aus dieser Perspektive, darf er durchaus sehen, dass du dich wehren kannst.

Welche Kampfsportarten sich für Pazifisten eignen

Sicherlich wirst du kein Interesse am Boxtraining haben. Es liegt dir fern, mit geballten Fäusten auf einen Gegner loszugehen und deine Rettung darin zu suchen, einen Angreifer zu Boden zu schlagen. Dem gegenüber eignen sich Karate und Aikido perfekt für Pazifisten, die sich in Notwehr verteidigen möchten. Viele gewaltablehnende Menschen geben sich dem Zauber des Aikido, einer Mischung aus “Tanz und Kampfkunst” hin. Aikido wird auch die “Kampfkunst des Verzeihens” genannt und gehört zu den Sportarten, in denen Harmonie – schon in den Bewegungen – eine essenzielle Rolle spielt.

Die Energie deines Angreifers blockst du nicht ab, sondern du nimmst sie auf und nutzt sie für deine Verteidigung. Du bist ständig in Bewegung und bringst die dich angreifende Person allein dadurch aus dem Gleichgewicht. Du bist hingegen ganz ruhig und gemittelt, bis der Augenblick gekommen ist, in dem du den Angreifer mit einem gezielten Wurf auf den Boden bringst.

Der Weg ist das Ziel: Die friedliche Kampfkunst Aikido aus Japan

Pazifist und Kampfsport – körperliche Auslastung und gedankliche Freiheit

In historischen Aufzeichnungen aus Japan finden sich bereits im 15. Jahrhundert Informationen darüber, dass die Kampfkunst dem Erhalt des Friedens und nicht der Kriegsführung dient. Aikido und andere Kampfsportarten mit harmonischen Bewegungen dienen der Abwehr und nicht der Verletzung des Gegners. Der Selbstschutz und die Verteidigung des eigenen Lebens sind durchaus mit pazifistischen Idealen vereinbar. Um einen Angreifer abzuwehren, sieht der Kampfsportler dessen Bewegungen voraus. Das ist nur möglich, wenn deine Gedanken frei und rein – fernab von Hass und dem Wunsch nach einem “Sieg” sind.

Als Kampfkünstler kannst du “Großes bewegen”, da es nicht auf deine körperliche Stärke, sondern auf die Technik und auf die geistige Fitness ankommt. Du bist einem Gegner allein dadurch überlegen, dass in dir kein Hass wohnt und dass du nichts anderes möchtest, als die Situation zu entschärfen und dich selbst zu verteidigen.

Warum Kampfsport nicht für Gewaltbereitschaft steht

Für Kritiker ist die Kampfkunst ein Akt der Gewalt. Doch wer diese steile These aufstellt, hat keine Ahnung von der Bedeutung und vom Sinn der Kampfkünste. Würdest du einen tibetischen Mönch als gewaltbereit und aggressiv beschreiben? Eher nicht. Doch alle Mönche sind nicht nur mit der Meditation, sondern auch mit den Künsten der Selbstverteidigung vertraut.

Als Pazifist kannst du Kampfsport trainieren und dir sicher sein, dass dein Training in keiner Weise gegen deine friedfertige, von Harmonie geprägte Lebenseinstellung verstößt. Musst du dich in Notwehr verteidigen, ist das ebenfalls keine Handlung aus Gewaltbereitschaft, sondern du verteidigst dich, um eine friedliche Situation (und natürlich deine Unversehrtheit) zu schaffen.

Fragst du dich, wann der Pazifismus beim Kampfsport aufhört? Das ist eine gute und wichtige Frage. Dein Leben als Pazifist mit Kampfsport-Erfahrung ist so lange in Harmonie, wie du die erlernten Griffe und Techniken nicht in Aggression, im Wunsch nach Macht und Überlegenheit anwendest.

Die Kunst sich zu wehren – in der heutigen Zeit wichtiger denn je

Last but not least möchten wir dir einen wichtigen Tipp mit auf den Weg geben. Auch wenn du Pazifist bist und jegliche Gewalt ablehnst, ist die Gefahr groß, dass du irgendwann in eine nicht gewaltfrei lösbare Situation gelangst. Stehen dir zwei bis drei bewaffnete Angreifer gegenüber oder sucht jemand Streit, der dich um gefühlte zwei Köpfe überragt? Dann kommst du mit beschwichtigenden Worten und dem Wunsch nach Frieden nicht weiter.

Hast du trotz deiner Einstellung als Pazifist einen Kampfsport erlernt, kannst du dich schützen und die Situation ganz ohne Waffe entschärfen. Genau darum geht es in der Kampfkunst, die nicht dem Ziel der Verletzung dient und die keinen Wettkampfgedanken erzeugt. Es geht dir nicht ums Kräftemessen. Doch es geht darum, dass du als Pazifist nicht naiv und ein leichtes Opfer bist. Keine andere Form der Verteidigung ist so gut geeignet wie die Kampfkunst.

Tipps und Buchvorschläge

Nützliche Bücher zu Aikido und Karate findest du hier:

Fazit: Pazifist und Kampfsport

Als Pazifist muss Kampfsport nicht ausgeschlossen sein. Deine mentale Reife und das Ziel, die friedliche Harmonie wieder herzustellen, machen in diesem Fall den Unterschied. Es gibt keinen Grund, dich beim Gedanken an ein Training schlecht zu fühlen und zu glauben, dass du dich unglaubwürdig machst und “für einen Kampf schulst”. Richtig angewendet, tragen Kampfkünste zum Erhalt des Friedens bei und dienen ausschließlich dazu, Konflikte zu kontrollieren und mit Strategie Gewaltprävention zu betreiben. Das Erlernen eines Kampfsports macht dich körperlich fitter und erhöht deine mentale Stärke, die für Pazifisten besonders wichtig ist.