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Kampfkunst lernen – Verschiedene Voraussetzungen
, aktualisiert am
In den letzten 13 Jahren, in denen ich Kampfkunst erlerne, hat sich viel verändert. Dies betrifft das eigene Lernen und die Lernschritte, welche immer näher zum Verständnis der Ideen führen. Lernschritte sind wichtig, um vom Groben zum Feinen zu gelangen. Als Beginner denkt man oft, dass man viel (oder alles) falsch macht und man es…
In den letzten 13 Jahren, in denen ich Kampfkunst erlerne, hat sich viel verändert. Dies betrifft das eigene Lernen und die Lernschritte, welche immer näher zum Verständnis der Ideen führen. Lernschritte sind wichtig, um vom Groben zum Feinen zu gelangen. Als Beginner denkt man oft, dass man viel (oder alles) falsch macht und man es gleich von Anfang an lieber perfekt lernen sollte. Prinzipiell richtig, aber beim Kampfkunst lernen ist dies allerdings nicht so einfach. Es gibt mehrere Faktoren die dabei eine Rolle spielen:
- Vorkenntnisse im Bereich Kampfsport oder Kampfkunst
- Grundtechniken und Abläufe
- Körperliche Eigenschaften
- (viel) Übung
- Eigener Charakter
Vorkenntnis
Wer bereits Vorkenntnis im Bereich des Kampfsportes hat, dem fällt es oft leichter sich an die körperlichen Bewegungen, Grundpositionen und Abläufe zu gewöhnen. Sie kennen ihren Körper besser und können die eigenen Bewegungen besser abschätzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen oft mehr und effizienter üben. Es bestehen keine Hemmungen etwas falsch zu machen. Auf der anderen Seite fällt es ihnen schwerer, bekannte Muster aus anderen Kampfkünsten abzulegen. Du musst das volle Glas der Erfahrungen wieder leeren, um neu zu lernen, wie Bruce Lee zu sagen pflegte.
Sieht einfach aus, ist es aber nicht
Bewegungsabläufe, welche einfach aussehen, sind nicht unbedingt leicht umzusetzen. Dazu kommt, dass jeder Schüler individuelle körperliche Voraussetzungen hat. Den einen fällt es leichter, andere brauchen länger. Das ist ganz normal und gar nicht schlimm. Es braucht eine Weile, bis man sein eigenes Lerntempo findet und dieses auch akzeptiert. Kampfkunst lernt man für sich selbst und nicht für andere.
Im Laufe der Zeit entwickelt man eigene Lernmethoden. Im Besten Fall hat man einen Trainingspartner, bei dem es ähnlich ist. Falls nicht, dann sollte man die eigene Lernmethode kommunizieren, damit der Partner weiss, worauf man gerade Wert legt. Im Gegenzug sollte man natürlich auch die Methoden des Partners akzeptieren, wertschätzen und fördern. Gemeinsam Kampfkunst lernen.
Individueller Körperbau oder körperliche Eigenschaften
Jeder Mensch ist unterschiedlich gebaut und bringt somit andere Voraussetzungen mit. Es gibt große, kleine, dicke, dünne, schwache und starke Menschen. Manche Übungen fallen den Einen leichter, andere haben mehr Probleme. Oder Übungen erscheinen unsinnig, weil man andere körperliche Voraussetzungen mit sich bringt.
“Warum sollte ich denn bei einem kleineren und schwächeren Trainingspartner nachgeben, wenn ich selbst groß und muskulös bin? Das ergibt doch keinen Sinn!”.
Das klingt logisch und ist pragmatisch auch richtig. Allerdings gibt es immer größere oder stärkere Gegner, wenn auch wenige. Oder im Alter baut der eigene Körper ab und man muss sich oft anders behelfen. Deswegen schadet es nicht, dies direkt am Anfang zu lernen. Man sollte alles aufnehmen und lernen. Erst wenn man alles geübt hat, dann kann man entscheiden, was zu einem selbst am Besten passt. Des Weiteren hilft man auch dem Trainingspartner, entsprechende Gefühle zu entwickeln.
Viel üben
Lernen und Üben ist ein Prozess. Nur durch das Tun lernt man dazu. Du brauchst keine Angst haben etwas falsch zu machen. Es ist m.E. besser, etwas erst 10 mal “falsch” zu machen. Wenn der Lehrer einem im Anschluss eine Korrektur gibt, dann kann man es danach 11 mal richtig machen.
Das ist oft besser, als wenn man nur 5 mal übt und dabei Angst hat etwas falsch zu machen. Im Gegenteil, man lernt dabei zusätzlich zu unterscheiden, welche Bewegung sich falsch und welche sich richtig anfühlen. Und im Besten Fall hat man am Anfang sogar schon alles richtig gemacht!
Werfe deine Unsicherheit über Bord. Lerne wie ein Kind, in dem du deine eigenen Erfahrungen machst. Die eigenen Erfahrungen sind mehr Wert, als reines Auswendiglernen. Selbstverständlich musst du die Bereitschaft haben, dich selbst wieder zu verändern. Wenn es von dir verlangt wird oder Neues hinzukommt.
Der eigene Charakter
Beim Kampfkunst lernen schulst du auch gleichzeitig deinen Charakter. Jeder Mensch bringt auch hier unterschiedliche Voraussetzungen mit. Dies ist abhängig von deinen Erfahrungen die, du in deinem bisherigen Leben gemacht hast. Je älter man wird, desto schwieriger wird es sich zu verändern.
Wenn man beispielsweise 30 Jahre lang als Chef tätig war, dann fällt es einem tendenziell schwerer wieder eine Schülerrolle einzunehmen. Ich habe unter anderem deswegen einen sehr großen Respekt davor, wenn ältere Menschen dazu bereit sind, eine Kampfkunst neu zu lernen. Sie sind möchten neue Erfahrungen machen und an sich selbst arbeiten. Denn das Leben selbst, ist ein ständiges Lernen und Verändern.
Blicke über den eigenen Tellerrand hinaus. Du lernst nie aus und kannst immer an dir arbeiten. Ein guter Trainer oder Kampfkunstlehrer erkennt deinen Charakter und fördert dich entsprechend. Vertraue deshalb deinem Lehrer, auch wenn es dir anfangs unsinnig erscheint.
Lehren bedeutet auch Kampfkunst lernen
Beim Unterrichten durchlebe ich den Prozess noch einmal von vorne. Viele Fragen, welche ich mir anfangs selbst gestellt habe, tauchen erneut von den Schülern wieder auf. Die Voraussetzungen waren mir damals nicht bewusst. Dieses Bewusstsein versuche ich nun, auf die Schüler zu übertragen.
Denn letzten Endes ist eine Kampfkunstschule ein Zusammenschluss von unterschiedlichen Menschen, die ein gleiches Ziel verfolgen. Sie haben unterschiedliche Vorkenntnis, bringen verschiedene Voraussetzungen mit sich und haben individuelle Charaktereigenschaften. Aber eines haben Sie alle gemeinsam, sie wollen zusammen Kampfkunst lernen.