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Schwachstellen des menschlichen Körpers – Vorsicht im Training!
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Die erlaubten und verbotenen Trefferflächen sind in den meisten Kampfsportarten aus gutem Grund klar definiert: An einigen Punkten ist der menschliche Körper verwundbarer als an anderen Stellen. Es gehört zu einem guten Training dazu, dass deine Lehrer:in erklärt, welche Schwachstellen des menschlichen Körpers besonders sensibel sind.
Und das hat zwei Gründe: Erstens solltest du die Schwachstellen des menschlichen Körpers im Training auch nicht aus Versehen treffen. Im Wettkampf würde das eine Disqualifikation bedeuten und für deine Trainingspartner:innen starke Schmerzen oder schwere bis tödliche Verletzungen. Es geht also bei der Vermittlung des Wissens um diese Vitalpunkte darum, dich und andere Trainierende zu schützen.
Der zweite Grund: Jeder Kampfsport wurde ursprünglich zur Selbstverteidigung entwickelt, mit rein sportlichen Fairness-Gedanken hatte von Aikido über Krav Maga bis hin zu Wing Tsun ursprünglich niemand etwas am Hut. Mit Treffern auf die Vitalpunkte richtest du größtmöglichen Schaden bei kleinstem Aufwand an. Und das kann in einer Notsituation dein Leben oder das Leben anderer Bedrohter retten.
Gefährliche Körperstellen und Notwehr
Wenn es um Schwachstellen und Vitalpunkte geht, kommst du um das Thema Notwehr nicht herum. Wann darfst du überhaupt in einer echten Gefahrensituation wissentlich Schande anrichten, und wann machst du dich strafbar? Rund um Notwehr gibt es viele Mythen. Damit du das Wissen um die Schwachstellen des menschlichen Körpers aufgeklärt und mündig nutzen kannst (hoffentlich nie nutzen musst), stellen wir eine kurze Erklärung vorweg.
Das Gesetz steht jedem und jeder zu, sich selbst und Schwächere gegen unrechtmäßige Angriffe zu schützen. Allerdings sollte das zuerst einmal durch deeskalierende Maßnahmen erfolgen.
Schwieriger wird die Sache mit der Verhältnismäßigkeit. Denn dabei geht es nicht um die Art des Angriffs, sondern um deine Möglichkeiten, dich zu verteidigen. Hält dich jemand am Boden fixiert, kannst du unter Umständen keine deeskalierenden Techniken mehr anwenden, weil du nahezu bewegungsunfähig bist. Dann mag ein aggressiver Angriff auf einen Vitalpunkt die einzige Möglichkeit sein, Unheil abzuwenden – und dann ist das (unter Ausschluss anderer Möglichkeiten) auch verhältnismäßig.
Mehr über Notwehr § 32 StGb erfahren
Die Schwachstellen des menschlichen Körpers im Überblick
Du findest die Schwachstellen des menschlichen Körpers gleichmäßig über den gesamten Körper verteilt. Das Gesicht mit Augen, Ohren, Hals, Schläfe und Nase ist natürlich besonders empfindlich. Auch Genick und Hinterkopf (dort sitzt das Kleinhirn) gelten als extrem verwundbar. Dazu kommen:
- kurze Rippe: Die abschließenden Rippen sind dünner und somit anfälliger für einen Bruch im Vergleich zu den größerem Rippen. Eine angeknackste oder sogar gebrochene Rippe tut besonders weh!
- Genitalien: Hier verlaufen sehr viele Nerven ungeschützt, deswegen ist dieser Körperteil besonders empfindlich.
- Handgelenke: Bei einem eigenen Schlag läufst du sehr schnell Gefahr, das Handgelenk zu brechen, wenn dieses falsch abknickt. Beim Boxen sind deswegen Bandagen unabdingbar.
- Knie: Mit einem verletzten Knie bist du unbeweglich. Sehr ungeeignet, wenn du wegrennen oder dich verteidigen musst. Zudem sind Knieverletzungen auch meist eine lange Angelegenheit.
- Fußgelenke: Auch hier ist die Beweglichkeit bei einer Verletzung sehr eingeschränkt.
- Achillesferse: Diese ist nicht nur in der Mythologie ein bekanntes Beispiel. Sie gehört zwar zu den widerstandsfähigsten Körperteilen, weil sie tagtäglich sehr viel Belastung ausgesetzt ist. Sollte diese aber reissen oder gar durchgeschnitten werden, dann ist das Laufen nicht mehr möglich.
- Zehen und Finger: Insbesondere die Finger haben sehr kleine und filigrane Knochen, welche schnell brechen, wenn du keine Faust bildest.
Das ist nur eine kleine Auswahl der sogenannten Vitalpunkte. Generell sind alle Blutgefäße, Nervendruckpunkte, Sehnen und Muskelansätze sowie einige besonders sensible Stellen des Körpers solche Vitalpunkte. Was passiert, wenn man diese Punkte “erwischt”? Auswirkungen der Druckpunkte im Detail:
Blutgefäße: Blutzufuhr unterbrechen
An einigen Stellen des Körpers liegen die Blutgefäße so nah unter der Haut, dass du über gezielte Techniken die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrechen kannst. Bei den sogenannten Blutwürgetechniken reichen drei bis vier Sekunden aus, um eine Ohnmacht herbeizuführen. Das Brasilien Jiu Jitsu nutzt beispielsweise solche Techniken, die sich von den sogenannten Luftwürgetechniken (= Unterbrechung der Luftzufuhr) unterscheiden.
Nervendruckpunkte zur zeitweisen Lähmung
Im Thai Boxen werden gerne Low Kicks ausgeführt. Diese Treffer mit dem Schienbein können das komplette Bein kurzfristig komplett lähmen. Dazu wird Muskel und Nerven des gegnerischen Beins so getroffen, dass die Nervenverbindungen für einen Moment unterbrochen werden. Das Resultat sind starke Schmerzen und anschließende Taubheit, die Muskulatur des betreffenden Beins reagiert nicht mehr.
Muskelansätze und Ansätze der Sehnen
Die Stellen, an denen Muskulatur und Sehnen ineinander übergehen, sind extrem schmerzempfindlich. An diesen Stellen können wohl platzierte Tritte und Schläge sowie ein sehr harter Griff schon einen Abriss verursachen. Auch geringe Gewalteinwirkungen sind hier schon extrem schmerzhaft. Übrigens sind Treffer auf die Gelenke nicht klar davon abzugrenzen, denn die Muskeln und Sehnen gehen im Bereich der Gelenke ineinander über.
Oberschenkelnerv
Der Oberschenkelnerv verläuft zusammen mit der Schlagader auf dem Übergang von Hüfte und Oberschenkel. Gewalteinwirkungen an dieser Stelle wie auch auf den inneren Schenkelnerv verursachen Bewusstlosigkeit sowie Schmerzen in Hüfte und Bauch und Verlust der Motorik.
Schwachstellen des menschlichen Körpers – Klassische K.o.-Punkte
Triffst du einen dieser Punkte, resultiert das in der Regel in einer sofortigen Kampfunfähigkeit. Deshalb werden diese Punkte in jedem Kampfsport gelehrt.
- Leber: Die Leber ist auf der rechten Körperseite kaum durch die Rippen und die Muskulatur geschützt. Deshalb sind Treffer hier besonders schmerzhaft.
- kurze Rippe: Weil die kurzen Rippen ungeschützt sind, brechen sie bei einem Treffer leicht. Verhindern lassen sich Treffer hier nur durch eine gute Deckung und rechtzeitige Abwehr, das ist also nicht so einfach.
- Solarplexus: Das Sonnengeflecht oder Sonnendreieck befindet sich direkt unter dem Brustbein. Hier laufen, ungeschützt und direkt unter der weichen Haut, viele Nerven zusammen. Wirst du im Solarplexus getroffen, nimmt dir das die Luft. Je nach Härte des Treffers kann dich das auch länger außer Gefecht setzen.
- Schläfen: Weil der Schädelknochen an dieser Stelle sehr dünn ist, führen leichte Treffer an der Schläfe zum K. o., schwere Treffer zum Tod.
- Kinn: Das Kinn ist über das Kiefergelenk mit dem Schädel verbunden. Treffer verursachen eine starke Gehirnerschütterung, was zu einer Bewusstlosigkeit führen kann.
- Nieren: Die Nieren sind, wie die Leber, ungeschützt. Du kannst mit einem Treffer auf die Nieren schwere Verletzungen hervorrufen, weshalb Angriffe auf diesen Punkt im Kampfsport nicht erlaubt sind.
Kyûsho Jitsu die Vitalpunkte – Schwachstellen des menschlichen Körpers
Kyûsho Jitsu ist die japanische Kunst der Vitalpunkte. Es handelt sich um keine eigene Kampfsportart, sondern um das Wissen um die Nutzung dieser Punkte sowohl unter Gesichtspunkten der Heilung als auch der Kampfkunst. Kyûsho Jitsu basiert auf den Kenntnissen aus der Akupunktur, also auf ursprünglich chinesischem Wissen.
Treffer auf die nach Kyûsho Jitsu gelehrten Schwachstellen des menschlichen Körpers resultieren in Reflexreaktionen und Schmerzen, aber auch in Gleichgewichtsstörungen und Kraftverlust, zeitweisen Lähmungen und Bewusstlosigkeit. Bei verschiedenen Beschwerden können diese Punkte aber auch zur Linderung von Schmerzen oder anderen Zuständen genutzt werden.
Schwachstellen des menschlichen Körpers – nur mit ausgebildeten Meistern trainieren!
Willst du Kyusho Jitsu trainieren, tu das bitte nur bei einem entsprechend ausgebildeten Meister. Es ist wichtig, dass du die Techniken erst dann trainierst, wenn du die dazugehörenden Reanimationstechniken bereits beherrschst. Denn nur so kannst du im Training fair und schonend mit deinen Partnern und Partnerinnen umgehen. Kyusho Jitsu wird zwar in vielen Dojos trainiert und unter den Bezeichnungen Atemi-Waza oder Dianxue (Chinesisch) gelehrt.
Aber ein wirklich verantwortungsvoller Umgang mit der Thematik ist nicht überall gegeben. Wer das Wissen um die Vitalpunkte und Schwachstellen des menschlichen Körpers lehrt und lernt, muss sich der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein!