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Was ist der Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport?
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Worin liegt der Unterschied zwischen den Bewegungssystemen? – wir lüften das Geheimnis! Erfahre von Ralf Pfeifer: wie sich diese Kampfsysteme im einzelnen in ihrer Definition unterscheiden. Du hast bestimmt schon von den 5 Phasen des Kampfes gehört. Neugierig? – dann ließ jetzt unseren Beitrag!
Zwei Begrifflichkeiten mit einem feinen Unterschied: Kampfkunst Kampfsport. Diese beiden Wörter werden oft in einen Topf geworfen. In Fachkreisen werden diese Bewegungssysteme unterschiedlich betrachtet.
Die Zielgruppe – Wer will es erlernen?
Unzweifelhaft besteht das grundlegende Motiv für jeden, der zu kämpfen lernen will, sicherlich darin, sich verteidigen zu können. Fitness, Kondition, damit einhergehendes Wohlbefinden und Aussehen spielen ebenso wie das Erlebnis von Gemeinschaftsgefühl eine sekundäre Rolle.
Oftmals ist das Bedürfnis nach persönlicher Sicherheit und/oder eine durchlebte bedrohliche oder gar traumatisierende Situation auslösendes Element für den Entschluss, eines der vielen Angebote zum Thema Selbstverteidigung zu nutzen. In so weit unterscheidet sich dabei das Klientel der verschiedenen Kampfschulen nicht.
Damit enden die Gemeinsamkeiten von Kampfsport und Kampfkunst auch schon.
Was ist Kampfkunst?
Eine Kampfkunst ist grundsätzlich eine Bewegungssystem. Es basiert auf körperlichen Techniken oder nutzt den Einsatz von Waffen, um einen Gegner zu verletzen oder außer Gefecht zu setzen. Basierend auf der Historie wurde die Kampfkunst dabei in kriegerischen Auseinandersetzungen angewandt. Heutzutage spielen eher Selbstverteidigungssituationen, Tradition oder gesundheitliche Aspekte eine Rolle.
Was ist Kampfsport?
Der Kampfsport nutzt die ursprüngliche Idee Kampfkunst und setzt diese in einen reglementierten sportlichen Kontext. Ziel ist es in verschiedenen Disziplinen besser zu sein als der Gegner. Je nach Kampfsport ist der Fokus unterschiedlich stark ausgeprägt (z.B. auf Ausdauer, Stärke, Gewandtheit, …). Auch die Verletzungsidee wird je nach Art des Kampfsportes unterschiedlich stark betrachtet. Mit entsprechenden Regeln werden außerdem die Kämpfer vor schwerwiegenden Schäden geschützt.
Es gibt auch Kampfsysteme, die sowohl den “Kampf Kunst”-Aspekt, als auch den Sportlichen Kampf anbieten. Die Übergänge im Sprachgebrauch sind meist fließend, dennoch lohnt es sich eine bewusste Unterscheidung zu treffen zwischen: Kampfkunst Kampfsport Selbstverteidigung.
Der Unterschied: Kampfkunst Kampfsport und deren Ziele
Durch die unterschiedliche Zielsetzung und Philosophie der beiden Richtungen verzweigt sich der eingeschlagene Weg jedoch sehr schnell.
Kampfsport Ziele:
Der Kampf, als Sport ausgeübt, stellt letzten Endes den Wettbewerb und damit den Vergleich zweier Sportler in einer sportlichen Disziplin in den Vordergrund. Daraus zieht er seine Legitimation, dadurch bedarf er einer starken und starren Regelungsmaterie, so bestimmt er die erwünschte Verhaltensveränderung des Schülers in Bezug auf Kondition, Technikbeherrschung und –vielfalt.
Zu diesem Regelwerk gehört ebenso der Ausschluss von Techniken, die den Gegner schwer verletzen, ihn dauerhaft schädigen oder gar töten würden. Auch die Einteilung in viele verschiedene Gewichtsklassen dient der Fairness und beugt ungleichen Paarungen und entsprechenden möglichen Verletzungen dabei vor.
Spezielle Übungen der Ausdauererhöhung wie Seilspringen, Lauftraining und Sandsack/Pratzen-Training sind für einen sportlichen Kampf über mehrere Runden unerlässlich, da Kraft und Ausdauer mitentscheidende Faktoren für den Ausgang des Kampfes bilden.Insgesamt trägt somit jeder Kampfsport dem olympischen Gedanken (es handelt sich auch tatsächlich mittlerweile um olympische Disziplinen!) ebenso viel Rechnung wie Gewichtheben oder Rudern.
Kampfkunst Ziele:
Die Kampfkünste hingegen unterliegen keiner “zivilisierten Beugung” ihres Ursprungs: Entstanden aus der Not heraus, sich gegen bewaffnete oder unbewaffnete Verbrecher zu verteidigen, von denen weder Fairness noch Mitleid zu erwarten war, bedienen sie sich auch heute noch weithin tabuisierter oder unfairer Techniken und zielen ausdrücklich darauf ab, den Angreifer so zu bekämpfen, dass er keine zweite Chance erhält.
Kein Wettbewerb heißt: Keine Gewichtsklassen, keine Geschlechtertrennung, keine Altersunterschiede.
Kampfkunst und Kampfsport Unterschied – Unterscheidungskriterien bei Kämpfen
Die Tabelle basiert auf einem Auszug des Buches Ralf Pfeifer: Mechanik und Struktur der Kampfsportarten – Handbuch für Trainer in Kampfsport und Kampfkunst. Folgend (nicht unumstrittene) Unterscheidungskriterien:
Kampfkunst Definition | Kampfsport Definition |
---|---|
Es gibt keine Regeln. Die SV-Techniken müssen nicht eingegrenzt oder abgeschwächt werden. | Die sportlichen Kämpfer dürfen keine dauerhaften Schäden erleiden. |
Keine zeitliche Begrenzung. Der Kampf dauert solange bis ein Gegner aufgibt, nicht mehr zu kämpfen in der Lage ist oder sich dem Kampf entzieht. | Der Kampf wird von einer objektiven Person (Kampfrichter) überwacht und auch entschieden. |
Der Gegner hat immer Recht, wenn die von ihm angewendete Technik erfolgreich war. | Der Gegner kann Regelwidrigkeiten begehen, und kann trotz eines Sieges nachträglich disqualifiziert werden. |
Die Überlegenheit eines Kämpfers wird genutzt um den Kampf zu gewinnen. | Ist ein Kämpfer in einer überlegeneren Situation, kann in manchen Kampfsportarten der Kampf unterbrochen werden, so dass beide Kämpfer wieder eine gleichwertige Ausgangssituation einnehmen können. |
Der Kampf wird zügig beendet, es gibt keine zweite Chance. | Der Kampf wird künstlich verlängert, jeder bekommt immer wieder eine neue Chance. Wer einen schlechten Start hatte, kann am Ende dennoch siegen. |
Wenn ein Kämpfer aufgibt, muss er trotzdem mit weiteren Angriffen rechnen. | Wenn ein Kämpfer aufgibt, ist der Kampf beendet. Der Schiedsrichter sorgt für den sicheren Rückzug des unterlegenen Kämpfers. Weitere Angriffe nach Ende des Kampfes sind unsportlich und werden vom Ringrichters geahndet. |
Die Kampftechniken sind umfasst. Es werden auch Verteidigungen gegen häufige und erfolgreiche Angriffstechniken geübt, weil man sich den Gegner nicht aussuchen kann. | Die Techniken sind regelorientiert. Es werden nur erfolgsbringende Techniken geübt, die den regelkonformen Gewinn eines Kampfes bezwecken. |
Ein oder mehrere Gegner sind nicht bekannt. Auch der Zeitpunkt und die Lokalität kann nicht vorhergesagt werden. | Der Gegner, Zeitpunkt und Austragungsort des Kampfes ist Wochen oder Monate vorher bekannt. Somit können sich die Kämpfer entsprechend individuell vorbereiten. |
Der historische Unterschied: Kampfkunst das Fundament für Kampfsport
Den vorangestellten Gedanken folgend, darf man behaupten, dass sämtliche Kampfsportarten aus den Kampfkünsten hervorgingen und sich im Laufe der Zeit ihre jeweiligen sportlichen Nischen suchten und dadurch verfremdet wurden.
Deutlich wird dies nicht nur durch die unterschiedliche Reglementierung, sondern auch durch die Beschränkung auf einzelne der insgesamt 5 verschiedenen Kampfdistanzen.
- Phase 1: Die Kampfsequenz mit Beinen
- Phase 2: Die Kampfsequenz mit Händen/Armen
- Phase 3: Die Kampfsequenz mit Ellbogen und Knien
- Phase 4: Die Kampfsequenz mit Halten, Hebeln, Kontrollieren, Würgen, Werfen, Gegenwerfen
- Phase 5: Die Kampfsequenz am Boden
Mit Ausnahme des sog. Vale Tudo / MMA oder Free-Fight arbeiten alle Kampfsportarten ausschließlich innerhalb von einer, zwei oder maximal drei Distanzen.
Die daraus resultierenden Techniken und Verhaltenstaktiken mögen innerhalb der einzelnen Kampfsportarten durchaus ihre Berechtigung und Funktion haben; in einer “freien” Auseinandersetzung ohne Restriktion von Distanz, eingesetztem Körperteil und Zielbereich (Gelenke, Genitalien, Kehlkopf usw.) gerät der solcherart disziplinierte Kämpfer ins Hintertreffen.
Die Spezialisierung auf Techniken in Abhängigkeit von der zulässigen, vielmehr zugelassenen Distanz kreiert wie so oft den Fachmann, der seine Expertise um den Preis der Vernachlässigung peripherer Fähigkeiten erlangt hat.
Wer gewinnt das Duell? Boxer gegen Ringer?
Derjenige, der mehr von der Kampfwelt des anderen weiß, der komplettere Kämpfer. In diesem Sinne steht der “Allrounder” im Fokus der Kampfkunst. Ihre Lehre befasst sich also nach wie vor mit allen Distanzen, mit einer Vielzahl von möglichen Situationen und zur Anwendung gebrachter Waffen und nicht zuletzt mit dem Ziel, eine unumgängliche körperliche Auseinandersetzung schnell und kompromisslos zu beenden.
Asiatische Kampfkünste und Philosophie
Diese Kompromisslosigkeit sowie die Rigorosität und Gefährlichkeit der eingesetzten Kampfkunst-Techniken, machen es mehr als bei allen Kampfsportarten unerlässlich, den so gerüsteten Krieger auch die Gewalt über das eigene Potenzial und den verantwortungsvollen Umgang mit seinen Fertigkeiten zu lehren.
Unterschied – Kampfsport und Kampfkunst in der Achtsamkeit
Gibt es einen Unterschied im Achtsamkeitstraining bei den beiden Kampfsportarten? 7 Säulen der Achtsamkeit:
- Gegenwärtigkeit – im hier und jetzt sein
- Akzeptanz – jetzige Situationen annehmen und daran arbeiten
- Urteilslosigkeit – Situationen und Gedanken nicht bewerten oder vergleichen
- Loslassen – keinem Ziel hinterherjagen
- Vertrauen – in sich selbst und andere haben
- Geduld – innere Ruhe finden
- Anfängergeist – alte Muster druchbrechen mit neuen Ideen
Die sensible Wahrnehmung seiner Umwelt, die angemessene Reaktion auf sie, der bewusste Umgang mit ihr, all dies sind Bestandteile einer seriösen Kampfkunstausbildung. Das Achtsamkeitstraining hat ebenso im Kampfsport seinen Platz. Sie ist dort heute allerdings eher weniger in der Praxis anzutreffen, auch wenn sie viele Vorteile für das Training bietet.
Der Unterschied zur Kampfkunst ist dabei nicht allzu groß, es vermittelt die gleichen Werte, nur die Ausführung ist nicht so umfangreich. In der Kampfkunst wie dem Tai Chi Chuan wird Achtsamkeit durch Meditationsübungen verinnerlicht, welche sehr zeitintensiv sein können.
Im Kampfsport dagegen sind es mehr Rituale z. B. vor einem Turnier, bei dem die Sportler für 5-10 Minuten innehalten, wie sie ihre Gedanken vor einem bevorstehenden Wettkampf fokussieren. Sie werden sich dabei ihrer momentanen Gefühle bewusst (z. B. Angst zu versagen) und können entsprechend auf sie reagieren und sie ggf. in eine positive Richtung lenken. Diese innere Haltung kann Kampfsportler daher zu einem Sieg verhelfen.
Philosophie
Einflüsse des Taoismus und des Konfuzianismus durchziehen und leiten den Geist, der hinter der Vermittlung der rein handwerklichen Beherrschung der Techniken steht. Die “innere Kultur” der Kampfkunst hat nichts zu tun mit religiöser Entrückung oder einer esoterisch-mystischen Verklärung der Realität, ihr Ziel besteht in der Mobilisierung der dem Menschen gegebenen natürlichen Ressourcen und Fähigkeiten, um sie in jedweder Lebenssituation zur Anwendung bringen zu können.
So dient die Philosophie einer verantwortungsbewussten, allgemeinen und flexiblen Handlungsbefähigung des Menschen. Dies ist ebenfalls ein großer, aber meistens unbeachteter Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport.
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Foto: Taekwondo performance by K-Tigers von KOREA.NET – Official page of the Republic of Korea CC BY 2.0
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