Calcio Storico – Historischer Fußball gemischt mit Kampfsport

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Calcio Storico ist ein hartes, traditionelles Spiel, das nur in Florenz gespielt wird. Dem Ursprungsort des Fußballs. Das Spiel selbst erinnert an eine Mischung aus Fußball, Rugby und Kampfsport.

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Eckdaten & Überblick

Name:
Calcio Storico
Waffenkampf:

Calcio Storico (italienisch: „historischer Fußball“) ist ein hartes, traditionelles Spiel, das nur in Florenz gespielt wird. Dem Ursprungsort des Fußballs. Das Spiel selbst erinnert an eine Mischung aus Fußball, Rugby und Kampfsport. Ziel ist es den Ball in das gegnerische Netz zu bringen – Egal wie. Der Kampfgeist und der Wille zu gewinnen, sind hierbei entscheidend. Der Gegner kann durch einen Zweikampf aufgehalten oder spielunfähig gemacht werden.

Geschichte mit langer Tradition

Bereits im 15. Jahrhundert kämpften die Mannschaften in der Arena gegeneinander, damals waren sogar noch Schwerter erlaubt. Früher und heute gibt es nur vier Mannschaften. Diese repräsentieren die historischen vier Stadtteile von Florenz:

  • Santa Croce / Azzurri (die Blauen)
  • Santa Maria Novella / Rossi (die Roten)
  • Santo Spirito / Bianchi (die Weißen)
  • San Giovanni / Verdi (die Grünen)

Diese vier Mannschaften sind geprägt durch Lokalpatriotismus. Es gibt keinen Spielerhandel oder Transfermarkt. Als Spieler gehört man lebenslang derselben Mannschaft an. Ehre, Stolz und Loyalität für das eigene Stadtviertel. Gesellschaftliche Unterschiede gibt es nicht. Jeder darf mitmachen, der sein Stadtviertel gebürtig repräsentiert. Es gibt 18. jährigen Spieler, bis hin zu 40. Jährigen. Meist kämpfen arbeitende Handwerker, welche die körperlichen Voraussetzungen mitbringen. Aber auch Bürger aus anderen Gesellschaftsschichten nehmen daran teil.

Eckdaten zu Calcio Storico:

  • 27 Spieler pro Team
  • Quadratische Spielfläche, die mit Sand bedeckt ist
  • Spieldauer 50 Minuten ohne Pause
  • Unterbrochen wird nur, wenn die Sanitäter das Spielfeld betreten müssen
  • Ziel: Den Ball in das gegnerische Netz zu werfen – egal wie
  • Gekämpft werden darf nur im Zweikampf – Mann gegen Mann
  • Angriffe von hinten oder Tritte zum Kopf sind verboten
  • Mehrere Schiedsrichter überwachen das Spielgeschehen
  • Die Mannschaft mit den meisten Toren gewinnt

Ein primitives und brutales Spiel

Historischer Fußball gemischt mit Kampfsport – Calcio Storico

27 harte Muskelpakete, stehen sich auf dem Spielfeld gegenüber, teils tätowiert, mit wikingerartigen Frisuren oder kahl geschorenen Köpfen. Jeder Spieler darf einen gegnerischen Spieler jederzeit angreifen. Der Teil des Faustkampfes enthält fast keine Regeln. Tritte, Schläge und Ringtechniken sind erlaubt. Gekämpft wird auch ohne Boxhandschuhe, Kopf- oder Körperschutz. Ein Mund- und Tiefschutz muss ausreichen. Etwas mehr als in den damaligen Arenen der Gladiatorenkämpfe. Die Zweikämpfe sind ein taktisches Mittel, den Gegner aufzuhalten oder an diesem vorbeizukommen. Mit dem Ziel, den Ball im gegnerischen Netz zu versenken. Bei einem Interview im Playboy beschrieb Niccolù Falleri, ein Spieler der blauen Mannschaft, seine Sportart so: „Du musst die Grundlagen des Boxens beherrschen, um dich wehren zu können, die Grundlagen des Fußballs, um strategisch verteidigen zu können, und die Grundlagen des Rugby, um angreifen zu können. Das ist Regel eins. Regel zwei lautet: Lauf so schnell, du kannst.“

Verletzungen gehören zum Pflichtprogramm

Verletzungen gehören zu der Tagesordnung, das ist den Spielern auch bewusst. Im Schnitt gibt es mindestens sechs Verletzte pro Team. Bei fast jedem Spiel werden Spieler im Krankenhaus eingeliefert. Mit fast allen Mitteln wird versucht das Spiel zu gewinnen. Der Kampfgeist und das Durchhaltevermögen ist faszinierend! Auch nachdem der Ball ins Netz geworfen wurde gibt es keine Pause. Es wird fleißig weiter aufeinander eingeprügelt. Das erste Ziel der Spieler ist es, den Ball in die gegnerische Hälfte zu bringen und im Anschluss wieder heil aus dem feindlichen Gebiet zu kommen! Wenn ein Spieler nicht mehr kampffähig ist, dann verlässt er das Spielfeld. Er wird nicht ausgewechselt. Ein Vorteil für das andere Team mit Überzahl. Aufgrund des Kampfgeistes und der Loyalität zur eigenen Mannschaft, kam es schon öfters vor, dass verletzte Spieler dennoch weiterspielen. Platzwunden, gebrochene Hände oder Rippenbrüche machen einen noch lange nicht kampfunfähig.

Calcio Storico YouTube Dokumentation über den brachialen Sport

Zum Abschluss noch eine deutschsprachige Dokumentation über Calcio Storico auf YouTube namens: “Fussball bis aufs Blut”.

Teil1 geht ungef. 12 Minuten

Und noch eine weitere Dokumentation auf italienisch mit entsprechendem Untertitel:

Eine weitere Dokumentation über die italienischen Gladiatoren.
Bildnachweise (von oben nach unten):

Ein Screenshot von YouTube 
Noch ein Screenshot von YouTube